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Presseaussendung Januar 2003
Absender: info@privatkopie.net
Subjekt: Alternative Anhörung Urheberrechtsgesetz
Text: Presseaussendung der Initiative privatkopie.net
Alternative Anhörung Urheberrechtsgesetz + Einladung zur Pressekonferenz
+John Perry Barlow in Berlin
Mit der Gesetzesnovelle, die derzeit im Bundestag verhandelt wird, hat
sich die Regierung das Ziel gesetzt, das Urheberrecht an die digitale
Informationsgesellschaft anzupassen. Für die Nutzer stellt der kurz
vor der Abstimmung stehende Entwurf aber einen Rückfall in die analoge
Steinzeit dar. So wird sich der Verbraucher in Zukunft beispielsweise
von einer technisch geschützten Musik-CD keine Kopie mehr für
Auto oder MP3-Player ziehen dürfen. Die digitale Privatkopie soll
abgeschafft werden. Im Internet sollen die heutigen Nutzungsfreiheiten
für Bildung, Bibliotheken und die Allgemeinheit überhaupt nicht
mehr gelten. Medienkonzerne erhalten stattdessen einen Freibrief ausgestellt:
sie können mit Kopierschutz und anderen technischen Maßnahmen
festlegen und kontrollieren, wie Information künftig genutzt wird.
Fachleute äußern dagegen Verfassungsbedenken.
Privatkopie.net nimmt das zum Anlass, um am 23. Januar 2003 eine Alternative
Anhörung mit dem Ziel zu veranstalten, die gesellschaftlich prekären
Folgen des Gesetzentwurfes aufzuzeigen.
Am gleichen Tag wird es vorab eine Pressekonferenz zum Thema geben, bei
der die auch für den Abend geladenen Experten für Ihre Fragen
zur Verfügung stehen.
Einladung zur Pressekonferenz Alternative Anhörung Urheberrechtsgesetz
Do, 23. Januar 2003, 11:00
Raum II
Haus der Bundespressekonferenz
Schiffbauerdamm 40
10117 Berlin
Moderation Jeanette Hofmann, Wissenschaftszentrum Berlin
Dirk Günnewig,
Universität Dortmund, Politikwissenschaftler am FB Mathematik und
digital-rights-management.de
http://digital-rights-management.de/
gibt einen Überblick über die technologischen Grundlagen der
Digital Rights Management (DRM) Systeme, für die das neue Gesetz
einen Umgehungsschutz schafft. DRM soll illegale Nutzungen verhindern
und neue Geschäftsmodelle für Filme, Musik und Texte ermöglichen.
DRM kontrolliert, wer, was, wann, wo, wie nutzt. Wird DRM nicht reguliert,
müsste DRM mit "Digital Restriction Management" übersetzt
werden.
Till Kreutzer,
Institut für Rechtsfragen der Open Source Software (ifrOSS)
http://www.ifross.de/
erläutert die Regelung der Schranken im vorliegenden Gesetzentwurf.
Schranken begrenzen die Rechte der Urheber und Verwerter und erlauben
Bildung, Bibliotheken, Behinderten und -- in Form der Privatkopie -- jedermann
bestimmte Nutzungen ohne Zustimmung. Viele derartige Regelungen aus der
analogen Welt sollen im Onlinebereich entfallen. Wo es sie gibt, ist ihre
Durchsetzbarkeit fraglich.
Bernd Lutterbeck,
Professor für Informatik und Gesellschaft der Technischen Universität
Berlin
http://ig.cs.tu-berlin.de/bl
wird den vorliegenden Gesetzesentwurf in Bezug auf Forschung und Unterricht
bewerten. Mit der Einführung einer Vergütungspflicht bei der
Regelung der Bildungsschranke widerspricht der Gesetzentwurf einer Aussage
in seiner Einleitung, dass mit finanziellen Auswirkungen auf die öffentlichen
Haushalte nicht zu rechnen sei.
Gabriele Beger,
Vorsitzende der Rechtskommission des Deutschen Bibliotheksverbandes (DBV)
http://www.bibliotheksverband.de/
wird das Fehlen eines Bibliotheksprivilegs und der Rechtssicherheit für
den Kopiendirektversand im Gesetzentwurf kommentieren. Die derzeitige
Regelung wird das Angebot der Bibliotheken gravierend beschränken.
Deren Aufgabe, den Bürgern die Erlangung von Medienkompetenz und
den fairen Zugang zu Informationen zu gewährleisten, wird dadurch
in Frage gestellt.
John Perry Barlow,
Mitbegründer der Electronic Frontier Foundation (EFF), Fellow am
Berkman Center for Internet and Society der Harvard Law School
http://www.eff.org/~barlow/
wird über vier Jahre Erfahrungen mit dem Digital Millenium Copyright
Act (DMCA), der US-amerikanische Entsprechung zur deutschen Novelle berichten.
Der DMCA gefährdet die Meinungs- und Forschungsfreiheit, schmälert
Verbraucherrechte und bildet ein erhebliches Hindernis für Wettbewerb
und Innovationen. Die Effekte zum Beispiel im Bereich Kryptographie-Forschung,
sind nicht nur in den USA sondern auch über deren Grenzen hinaus
spürbar.
Barlow war Liedtexter der Grateful Dead und tritt seit langem für
ein radikal neues Verständnis von Urheberrecht ein. Er gilt als Netzaktivist
der ersten Stunde und ist der Verfasser der legendären "Unabhängigkeitserklärung
für den Cyberspace".
Für die Planung würden wir uns über eine formlose Anmeldung
zur PK unter info@privatkopie.net freuen. Insbesondere für Interviews
mit John Perry Barlow bitten wir um Voranmeldung
Alternative Anhörung Urheberrechtsgesetz
Do, 23. Januar 2003, 18:00
Humboldt Universität Berlin
Kinosaal
Unter den Linden 6
Neben den bereits Genannten, erwarten wir dazu:
Annette Mühlberg,
Leiterin des Referats Neue Medien und eGovernment beim ver.di Bundesvorstand,
Berlin
http://www.verdi.de
wird die gesellschaftlichen Auswirkungen der Umsetzung des Gesetzentwurfs
in einen breiteren Zusammenhang stellen, und herausarbeiten wie die Bundesregierung
mit diesem Vorhaben ihre eigen politischen Leitlinien konterkariert.
Andreas Bogk,
Vorstand Chaos Computer Club
http://www.ccc.de
wird über die Werkzeuge und Technologien sprechen, die das Umgehungsverbot
für technische Schutzmassnahmen illegal machen wird, und welche Folgen
das für die tagtägliche informatische Praxis hat.
Moderation:
Jeanette Hofmann, Wissenschaftszentrum Berlin und Volker Grassmuck, Helmholtz-Zentrum
für Kulturtechnik der Humboldt-Universität
Veranstalter:
Initiative privatkopie.net, Chaos Computer Club, Arbeitsgruppe Informatik
und Gesellschaft der Humboldt-Universität, Netzwerk Neue Medien und
mikro/Wizards of OS
Ermöglicht durch Unterstützung von:
Deutscher Bibliotheksverband, ver.di, Forum InformatikerInnen für
Frieden und gesellschaftliche Verantwortung und Grüne Jugend
Wir bitten um Ankündigung dieser Veranstaltung. Der Eintritt ist
frei.
Weiter Informationen zum Thema: http://www.privatkopie.net/files/presse.htm
Initiative zur Rettung der Privatkopie
info@privatkopie.net
Nach der Pressekonferenz am 23.1. verschicken wir eine Kurzzusammenfassung.
Möchten Sie keine weiteren Informationen von uns erhalten, bitten
wir um eine kurze Nachricht.
Diese Presseaussendung als rtf-Datei
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